Der Scooter-Schamane
| Vendula KosíkováMikuláš Radosta wollte eine Scootervermietung betreiben, aber jetzt verleiht er Roller kostenlos. Er hat den "Povltavský koloběžkový klub" (Scooterclub am Moldauufer) gegründet und leitet eine Wandergruppe für Kinder, in der auch Tretroller Verwendung finden. "Bei kommerzieller Vermietung würde der Verleih von Scootern seinen Charme verlieren", erklärt Mikuláš seine Entscheidung.
Raus aus Prag
"Als ich klein war, bin ich auf dem Roller durch die Gassen der Prager Altstadt, wo ich aufgewachsen bin, gesaust. Ich war Mitglied in einer Rollergang. Heute käme man da wegen der Touristen gar nicht mehr durch" erinnert sich Mikuláš, der vor zehn Jahren aus Prag aufs Land floh.
Gegen den Strom
In der heutigen Zeit, wo jeder vor allem daran denkt, wie er möglichst viel Geld verdienen kann, ist die Geschichte von Mikuláš zumindest erfrischend. Er gehört nämlich zu den Menschen, denen viel an der Umwelt liegt, die sich zu Werten bekennen, die weit entfernt sind von unserer leistungsorientierten Welt. Mithilfe seiner Scooter verbindet er Menschen in seiner Umgebung und schafft einen seltenen Einklang unter ihnen.
Wie ein Schamane
Die Idee, Scooter kostenlos zu verleihen, kam Mikuláš bei der Lektüre des Buches "Lahmer Hirsch", in dem ein die Sioux-Schamane vom Leben der Indianer und ihrer Wertehierarchie erzählt und sie mit den Werten unserer Zivilisation konfrontiert. "Der Lahme Hirsch behandelte Kranke kostenlos. Die Fähigkeit zu heilen war eine Gabe, und wenn er Geld für die Hilfe genommen hätte, hätte die Medizin ihren Zauber verloren" erklärt Mikuláš.
Wie alles begann
Mikuláš Radosta lebt allein in einem kleinen Haus in Příčovy, wo alles in allem 300 Einwohner leben. Er kümmert sich um Míša, einen Hund aus dem Tierheim, eine Katze und zwei Ziegen. Er hat weder ein Auto noch einen Führerschein, und in die geschützten Werkstatt in Svatý Jan, wo er arbeitet, fährt er täglich auf dem Scooter - unabhängig vom Wetter und zu jeder Jahreszeit.
Pro Monat schafft er so 500 km. "Früher bin ich mit einem Fahrrad gefahren, aber das Fahrrad den Berg von Svatý Jan hochzuschieben ist irgendwie unangemessen, mit dem Roller fährt man den Berg einfach nicht hoch, das gefällt mir", erklärt Mikuláš, warum er vor fünf Jahren vom Rad auf den Roller umgestiegen ist.
Mit Begeisterung, kostenlos und in seiner Freizeit
Seither hat er für sein eigenes Geld nach und nach 12 Roller gekauft, die er nun an Freunde, Bekannte und auch Unbekannte verleiht. Er gründete den Scooter Club am Moldauufer, und seine Scooter werden auch von den Kindern des lokalen Wandervereins THOM Příčovy verwendet, den Mikuláš leitet. In seiner Sammlung gibt es elf Roller Yedoo Mezeq New und einen Yedoo City New, der für Kinder angepasst wurde.
Ohne Auto
"Ich habe keinen Führerschein, und bin auch nicht in Versuchung, ihn zu machen. Eigentlich bin ich nie hinter dem Lenkrad gesessen. Autos stinken und überhaupt - es stört mich, dass sie überall um uns herum sind. Ohne Auto denkt der Mensch mehr nach. Wenn ich irgendwohin will, fahre ich auf dem Roller hin, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, oder ich stelle fest, dass es sich für mich nicht lohnt. Ohne Auto ist es einfacher, als man denkt.
Auch das gewöhnliche Fahren von Ort zu Ort kann eine intensive Erfahrung sein. Wenn mir das Abstoßen keinen Spaß mehr machen sollte, besorge ich mir einen Mezqa mit Elektromotor.
"Bei einer unserer ersten gemeinsamen Fahrten (einem Rundweg von 20 km Rundweg rund um Radíč) hat auch ein kleiner Junge auf einem Laufrad mitgemacht. Und dieses Jahr hatten wir im Sommercamp 40 Kinder", äußert zufrieden Mikuláš, der, so scheint es, all seine Freizeit dem sozialen Engagement widmet.
Wie viele solcher Menschen gibt es in Ihrer Nähe? Wir jedenfalls hoffen, dass es mehr werden, und wir freuen uns darüber, dass auch Yedoo-Scooter an dieser Geschichte teilhaben.
PS: Wenn Sie die Schönheit der Region um Sedlčany entdecken wollen, können Sie den Scooter-Point in Příčovy nutzen. Kontaktieren Sie Mikuláš am besten vorher über Facebook, wo er unter dem Nickname Karas Nik zu finden ist.
Aus dem Scooter-Camp Von einer der gemeinsamen Fahrten des Clubs.