La Trottineuse. Aufzeichnungen von einer Reise um die Welt mit dem Tretroller. Teil 1.
| Vendula KosíkováVon dem Zeitpunkt an, als sie die erste Meile mit dem Tretroller zurücklegte, sind nun schon drei Jahre vergangen. 1095 Tage und 43 588 Fahrtkilometer später finden wir Blandine irgendwo in Thailand wieder. Sie hat die Überquerung der verschneiten Sattel des Pamir hinter sich, die dörrende chinesische Wüste Taklamakan, das Tibetanische Plateau und die laotischen und vietnamesischen Regenwälder.
Werfen Sie mit uns einen Blick in Blandines Reisaufzeichnungen, die auf Facebook schon von über 5 000 Menschen aus den verschiedensten Ecken der Welt verfolgt werden. Sie sind ungewöhnlich, so wie Blandine selbst, die mit ihrem Nomadentum eine bewusstere Lebensart praktiziert. Wir haben ein paar Einträge ausgewählt, die uns besonders gefallen haben.
Tadschikistan
Was alles in eine Marschrutka passt
Noch bevor ich ins Reich der Mitte eintrat überwand ich jene letzten Meilen die den Ort, an dem ich im Dezember die Tadschikistanrundreise beendete, von der chinesischen Grenze trennte, in einer Marschrutka (einem hiesigen Minibus).
Die Marschrutka war so übervoll von Menschen und Dingen, dass ich durch ein kleines Heckfenster aussteigen musste. Wenn man meint, dass es durchaus nicht mehr möglich ist, noch einen Menschen mitzunehmen und schon gar nicht seine Monatsvorräte, dann findet sich in der Marschrutka doch immer noch irgendein freier Platz.
Der Roller ist bereits unter schweren Lasten verschwunden, Blumen und Kannen stellt man mir unter die Füße, runde Brotlaibe kreisen über den Köpfen der Reisenden. Während die Straße ansteigt, abfällt und sich durch die Berge windet wie eine Schlange, explodiert mit steigender Meeresspiegelhöhe eine Popcorn-Tüte nach der anderen, sodass es zunächst so schien, als seien die Reifen der Marschrutka geplatzt.
China
Durchnässt und ohne Schuhe
Der zehnte Tag in China und das erste WLAN. Ich steuere auf den Nordrand der Wüste Taklamakan zu, über Xinjiang, das Uigurische autonome Gebiet. Durch ein Territorium zu fahren, das gerade einen intensiven politischen Wandel durchmacht, ist eine sehr sonderbare Erfahrung, eingenommen das Verhältnis zu Autoritäten und die allgegenwärtige Polizei. Ich muss aber sagen, dass die größte Herausforderung, die mir bisher begegnet ist, ein Sandsturm und eine Sintflut war, die mir in nur wenigen Sekunden mein ganzes Camp fortgetragen und mich völlig durchnässt und ohne Schuhe zurückgelassen hat!
Kosmisches Lachen
Manchmal schien es, als ob der Kosmos und das Gras, in dem ich mein Lager aufgeschlagen hatte, über mein Beginnen lachten, über meine Bemühungen mich vor der entfesselten Kraft des Wüstensturms, dem sturzflutartigen Regen, dem Hagel oder dem wütenden Wind zu schützen, der nicht stillstand von dem Moment an, seit dem ich China betreten hatte. Dennoch habe ich mich trocken gehalten, hatte zu essen und zu trinken und konnte am Ende des Tages umgeben von einer herrlichen Landschaft lesen und dazu noch die Herausforderungen meistern, vor die mich diese Reise tagtäglich stellte, und das ist schon an und für sich herrlich, so hatte ich es mir gewünscht und ich tue mein Bestes.
Uigurischer Tee
Hier wird der Tee lauwarm serviert und das Wasser heiß. Als man mir bei einer besonders langen Grenzkontrolle zum ersten Mal ein Glas mit heißem Wasser brachte, dachte ich, man hätte den Tee vergessen. Der wird hier gewöhnlich mit Jasmin aromatisiert. Die Türken, Russen, Mongolen und Perser trinken Tee schwarz mit jeder Menge Zucker.
Wüstensturm
Ein Sturm tost durch die Taklamakan, von den nahen Höhen wälzt sich ein dickes ockerfarbenes Meer heran. Nichts wie sich rasch einen Turban um den Kopf wickeln, sich ganz mit Stoff umwickeln, als ob man sich beerdigen will. Alles wird zu Sand. Dann ist Ruhe, als sei gar nichts geschehen.
Die Wüste ist die Wiege und das Grab der Welt, geschaffen von einem instabilen Gemisch in einem Augenblick. In jedem Punkt des Hologramms tanzt Mephisto mit den Windstößen, während Orpheus den Untergang besingt. Es verführt einen, einzutreten und dazubleiben, um nie wieder zurückzukehren.
Der chinesische Drachen
Immer noch rolle ich durch die Taklamakan, wo zwischen den mehrere hundert Meilen voneinander entfernt liegenden Oasen der Atem des gelben Drachen durch die Tage und Nächte faucht und mein Lager unter sich begräbt. Von Wind und Sand betäubt, passe ich mich seinen Launen und Richtungen an. In der Morgendämmerung packe ich meine Sachen und springe noch einmal auf dieses grimmige Reptil, packe es bei den Schuppen, bereit, mich durch seine Böen zu kämpfen.
Crescendo
Die gefürchtete Taklamakan, deren Staub mitunter auch über der Westküste der USA niedergeht.... Die Nord-Süd-Durchquerung durch das Herz der Wüst, das Segeln durch das Meer des Todes auf dem Tretroller dauerte 6 Tage. Ein anstrengendes Finale. Done! Geschafft!
Laos
Nach Laos kam ich wie jemand, der sich von einer Trockenkabine auf das feuchte Deck eines Lastschiffes schwingt, das sich durch die dunstig-heißen Tropen kämpft. Plötzlich badete ich in einem Meer von Blättern, im dichten Wald, in dem es nur so von verschiedenen Lebensformen wimmelte und summte.
Ich mag motorisierte Sprünge eigentlich nicht – ein Bus, der einen mehrere hundert Kilometer weit verbringt und auf beunruhigende Weise das geografische Kontinuum durchbricht. Wohingegen die Reise eines Menschen im natürlichen Tempo fließende Veränderungen mit sich bringt, die immer mit etwas gemessen werden können.
Eintausend Formen des Regens
Nach ein paar Tagen der Fahrt in Laos, während ich darüber nachdachte, was der wolkenschwere Himmel so bringen könnte, wurde mir bewusst, dass mein Tretroller gut und gern Jackson Pollock heißen könnte. Die Regenzeit war ein einziges gigantisches Tröpfeln: 48 Stunden ohne Unterlass in den verschiedenen Formen des Regens zu sein, lehrt einen, die feinen Nuancen und die kleinsten Tröpfchen schätzen zu lernen, vom sintflutartigen Sturzregen bis zum Nieseldunst.
Sabay dii
Langsames Pochen einer buddhistischen Trommel. Ein kleines Dorf am Wegrand. Wie ich vorbeifahre, scheuchen die Leute Küken und Hühner in große Körbe zurück. In den Laden kommen sie ein paar Gramm Zucker, einen Vorrat von weißen, auf dem nahen Reisfeld gewachsenen Körnern holen, eine in wenigen Sekunden mit der Machete geschälte Ananas genießen, oder ihre Kleider flicken lassen. Frauen – zumeist Matriarchinnen, rauchen, am Wegrand hockend. Ihre weißen Haare verschwimmen mit den Streifen weißen Tabakrauchs. Mit heiserer Stimme erwidern sie mein “Sabay dii” (Guten Tag) und dann legen sich ihre Augen in Falten.
Wandkalender Blandine 2019
Wir haben dreizehn ihrer einzigartigen Fotos für einen Wandkalender ausgewählt, damit Sie auch 2019 nicht vergessen, von welchen Reisezielen Sie vielleicht schon immer geträumt haben.
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