Warum Kinder barfuß laufen sollten, wann immer es nur geht
| Vendula KosíkováHaben Sie schon einmal Judokas in Schuhen ringen sehen? Wahrscheinlich nicht, oder? Denn sie müssen schnell und präzise reagieren und gleichzeitig so stabil und flink wie möglich sein. Haben Sie es also nicht allzu eilig mit den ersten Schuhen Ihrer Kinder und lassen Sie sie, wann immer es möglich ist, barfuß laufen. Das erleichtert ihnen die ersten Schritte und fördert rundum ihre Entwicklung.
Die Fußsohlen sind in der Kindheit sensibler als die Hände
- Das menschliche Gehen ist, auch wenn es nicht so aussieht, eine sehr komplexe Leistung, an der viele Muskel- und Gewebegruppen beteiligt sind. Es steht unter dem direkten Einfluss von Reizen aus der Peripherie und dem zentralen Nervensystem, die zusammenwirken, um eine leichte und effiziente Bewegung zu gewährleisten.
- Allein an der Fußsohle gibt es 200 000 Nervenenden, der ganze Fuß samt Fußgelenk hat 26 Knochen, 33 Gelenke und über 100 Muskeln, Sehnen und Bänder.
- Viele Menschen gehen barfuß, wenn sie über etwas nachdenken oder eine scheinbar ausweglose Situation lösen müssen. Versuchen Sie es doch auch einmal.
Kinderfüße sind in den ersten Lebensmonaten empfindlicher als Hände. Babys benutzen sie wie die Hände, um die Welt zu ertasten - um Oberflächen, Texturen, Wärme, Kälte usw. zu spüren.
Neben der hohen Anzahl von rund 200 000 Nervenenden allein an der Fußsohle, gibt es auch eine große Anzahl von Propriozeptoren in den Füßen, die die Wahrnehmung von Position, Spannung und kleinsten Bewegungen des Körpers ermöglichen.
Diese unglaubliche Sensibilität ist der Schlüssel zu einer guten Bewegungskoordination und zur Aufrechterhaltung der Stabilität. Wundern Sie sich also nicht, wenn kleine Kinder ihre Schuhe ausziehen, die sie daran hindern, sich selbstsicher zu bewegen und den Raum um sie herum voll und ganz wahrzunehmen.
Sie fühlen sich beim Barfußlaufen sicherer, schauen weniger auf den Boden und verlieren seltener das Gleichgewicht. Dies wird durch viele wissenschaftliche Studien bestätigt, die zeigen, dass Kinder im Alter von 1 bis 2 Jahren bei ihren ersten Schritten barfuß eine größere Stabilität und Geschicklichkeit aufweisen als beschuhte Kinder.
Das liegt größtenteils daran, dass sie durch die nackten Füße sehr viel umfangreichere Informationen über die Oberfläche und die Position des Körpers erhalten, als wenn sie Schuhe tragen und sich nur auf Reize verlassen müssten, die von visuellen und anderen Rezeptoren kommen, z. B. dem vestibulären (Gleichgewichts-)System im Innenohr usw.
Freiraum für natürliches Wachstum und Entwicklung
In den ersten Lebensjahren, wenn die Kinderfüße gerade anfangen, Form anzunehmen, sich zu entwickeln und zu wachsen, ist es wichtig, dass sie nicht unnötig eingeengt werden und wie die in Japan gezüchteten viereckigen Melonen enden, deren Form sich dem Behälter anpasst, in dem sie wachsen.
„Schuhe sollten nur als Schutz vor Verletzungen, extremer Kälte oder Hitze dienen. Wenn es notwendig wird (aber nicht vor 3-4 Monaten des selbstständigen Gehens), sollten Sie daher Schuhe wählen, die dem Barfußlaufen am nächsten kommen“, rät die Physiotherapeutin und Podologin Edita Prošková.
Eine in der Zeitschrift „Frontiers in Pediatrics“ veröffentlichte Studie ergab, dass Kinder und Jugendliche, die die meiste Zeit barfuß laufen, andere motorische Fähigkeiten entwickeln als Kinder, die Schuhe tragen.
Kinder, die es gewohnt sind, barfuß zu laufen, sind im Vergleich zu beschuhten Kindern deutlich besser im Springen und Balancieren, insbesondere im Alter von 6-10 Jahren. Obwohl diese positiven Auswirkungen des Barfußlaufens bei älteren Jugendlichen nachlassen, zeigen die Forschungen dennoch die Bedeutung des Barfußlaufens für die motorische Entwicklung von Kindern.
„Ziehen Sie zu Hause Socken mit rutschfesten Sohlen oder so genannte Krabbelschuhe den Hausschuhen vor. Dies gilt insbesondere für kleine Kinder, die gerade erst krabbeln lernen. Die weniger flexiblen Sohlen von Hausschuhen erlauben es den Zehen in der Regel nicht, sich auf natürliche Weise an der gleichen Stelle zu biegen wie beim Barfußlaufen, was die Beteiligung der Zehen an der Bewegung einschränkt und die Kinder dazu zwingt, ihre Zehen nach außen zu drehen.
Um sich richtig entwickeln zu können, braucht der Fuß keine künstliche Unterstützung in Form von Knöchelschuhen mit fester Umschließung des Gelenks. Im Gegenteil, diese Versteifung verhindert, dass Kinder natürliche Bewegungsmuster verwirklichen, die Muskeln im Knöchelbereich stärken und ein natürliches Quer- und Längsgewölbe ausbilden.
Knöchelschuhe haben ihren Nutzen nur in der Orthopädie, vor allem bei der Korrektur von angeborenen oder erworbenen Fehlstellungen des Fußes, nicht aber bei gesunden Menschen als Präventionsmaßnahme.“
Prüfen Sie die Temperatur im Nacken
Laut Edita Prošková ist die Temperatur des Fußbodens normalerweise auch kein Problem: „Wenn die Füße eines Kindes kalt sind, bedeutet das nicht, dass es leidet. Ob es kleinen Kindern warm genug ist, sollte man prüfen, indem man ihnen den Nacken befühlt.
Wenn irgend möglich, lassen Sie die Kinder barfuß im Sand, im Gras, in Pfützen usw. laufen. Diese Aktionen, die die lebhafte Kommunikation zwischen dem Gehirn und den Sinnesrezeptoren aktivieren, können auch als eine großartige Übung für das Gehirn angesehen werden.
Kompensieren Sie den Mangel an solchen Gelegenheiten, indem Sie zu Hause einen Pfad aus verschiedenen Texturen anlegen, die Kinder auf Luftpolsterfolie laufen lassen oder ihnen statt Hausschuhen sensorische Matten kaufen - Wurzelmatten usw.“
Wählen Sie Schuhe, die sich an die Form und Funktion des Fußes anpassen, nicht umgekehrt
Edita Prošková empfiehlt Barefoot-Schuhe, die dem Barfußlaufen am nächsten kommen, sich der Fußform anpassen und ausreichend Platz für die physiologische Funktion des Fußes und sein Wachstum bieten.
Achten Sie bei der Auswahl der richtigen Schuhe darauf, ob:
- sie die natürliche Form des Kinderfußes respektieren, ihn nicht verformen und ob sie einen breiteren Zehenbereich haben, der den Zehen beim Gehen genügend Platz zum Spreizen und Strecken bietet;
- sie entlang der Kante des großen Zehs gerade sind und sich erst nach dem großen Zeh zu runden beginnen, damit dieser nicht gegen die anderen Zehen gedrückt wird;
- sie eine in alle Richtungen flexible Sohle haben, die ein natürliches Abrollen des Fußes ermöglicht wie beim Barfußlaufen (Vorsicht bei Sohlen, die nur in der Mitte des Schuhs biegsam sind, nicht aber im Zehenbereich - also dort, wo sich der Fuß beim Barfußlaufen biegt);
- sie eine flache Sohle, ohne Absatz oder hochgezogene Spitze haben;
- sie einen Freiraum in der Spitze - ein Überschuss (ca. 1 cm) haben, der als Reserve für die natürliche Streckung und Spreizung des Fußes beim Gehen und auch als Reserve für das Wachstum des Fußes dient;
- es sich um einen vollen Schuh handelt, der im Fersen- und Ristbereich gut sitzt und verhindert, dass der Fuß im hinteren Teil des Schuhs hin- und herrutscht. Vermeiden Sie auf jeden Fall schmal und spitz geschnittene Schuhe und Flip-Flops, aus denen der Fuß herausrutscht und die Kinder mit den Zehen festhalten müssen;
- sie aus atmungsaktivem Material gefertigt sind;
- sie eine ausreichend haftfähige Sohle (ähnlich der Haftfähigkeit der menschlichen Haut) haben;
- sie so leicht wie möglich sind und keinen unnötigen Kraftaufwand beim Tragen fordern.
Richtiges Abrollen des Fußes beim Gehen
Beim Gehen löst sich der Fuß von der Unterlage, indem er von der Ferse über die Sohle, den Groß- und Kleinzehenstrahl bis zu den Mittelfußköpfchenen und Zehen abrollt. Die Bewegung wird von der Großzehe abgeschlossen, die als letzte die Unterlage verlässt.
Für das Laufrad geeignete Schuhe
Genau wie beim Gehen eignen sich Schuhe mit flexibler Sohle am besten zum Laufradfahren und für andere Aktivitäten. Sie ermöglichen es dem Kind, sich auf natürliche Weise abzustoßen und den ganzen Fuß in die Bewegung einzubeziehen.
Mehr zum Thema Laufradfahren finden Sie unter „Was sollten Sie wissen, bevor Sie Ihr Kind auf ein Laufrad setzen“.