Fahrrad, Laufen oder Tretroller?
| Vendula KosíkováSie wollen von der Stelle kommen, heraus aus den eingefahrenen Gleisen, Ihre Kondition verbessern, den Körper, möglicherweise Ihr ganzes Leben in Schwung bringen, und wissen nicht mit welcher Aktivität? Wir haben einen Fachmann beim Wort genommen: Michal Kulka, Absolvent der Fakultät für Sportwissenschaften, Lauf- und Tretrollertrainer und persönlicher Coach. Mit ihm haben wir die Vorteile und Schwierigkeiten von Tretrollerfahren, Laufen und Radfahren unter die Lupe genommen.
Das Laufen ist eine schöne, aber am Anfang schwere Disziplin
Michal Kulka Medaillon
Seine Karriere als Trainer, Coach, Motivationstrainer und Moderator von Sportveranstaltungen hat Michal Kulka vor 20 Jahren im Stadion von Čáslav unter der Anleitung zweier legendärer Läuferinnen begonnen: Jarmila Kratochvílová und Jana Červenková.
Michals Domäne wurde der 800-Meterlauf, bei dem er sich mit einer Zeit von 1,51 Minuten bald unter die Landesbesten hinaufschwang. Noch bevor er das Studium an der Fakultät für Sportwissenschaft im Fachgebiet Sportcoaching abgeschlossen hatte, war er bereits Inhaber vieler Medaillen. Zum 800-Meterlauf kamen dann allmählich auch der Marathons hinzu (Japan, China, Marokko, Slowenien… mit bewundernswürdigen Leistungen von etwa 2 Stunden 50 Minuten) und 2009 auch das Tretrollerfahren. Mehr
Man könnte meinen, dass das Laufen die einfachste Art sei, sich in Gang zu bringen, aber laut dem erfahrenen Halbmarathon-Läufer Michal Kulka ist das nicht ganz so.
Unmittelbar mit dem Laufen anzufangen, ohne wenigstens ein bisschen Kondition zu haben, das ist wie von Null auf Hundert zu beschleunigen. Das Laufen ist eine schöne Disziplin, aber am Anfang sehr anstrengend. Bis man 2 Kilometer am Stück laufen kann, dauert es ein Weilchen.
Eine Komplikation kann auch Übergewichtigkeit sein. Beim Laufen fällt man nämlich mit einer Kraft auf die Füße, die bis zum Vierfachen des eigenen Körpergewichts beträgt. So werden Gelenke und Bänder schnell überbelastet.
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- Intensive, nicht allzu viel Zeit beanspruchende Bewegung mit großer Energieausgabe – geeignet für Erwerb und Aufrechterhaltung der Kondition, es genügen 30 Minuten 3x die Woche
- Laufen kann man überall, und außer guten Laufschuhen und Laufbekleidung braucht man sonst nichts weiter
- Laufgruppen findet man fast überall
- Der preisgünstigste Sport, bei dem man außer Sportschuhen und Sportbekleidung sonst nichts braucht
- Die Laufausrüstung nimmt nicht viel Platz in Anspruch, sie können Sie also überallhin mitnehmen: auf Dienstreise, zu Konferenzen, Kongressen usw.
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- Man braucht große Entschlossenheit, um über die anfänglichen Schwierigkeiten wie häufige Atemlosigkeit, Schwitzen, Seitenstechen usw. hinwegzukommen.
- Ohne gut beherrschte Technik kann man sich leicht Schaden zufügen
- Es belastet Gelenke und Sehnen – vor allem die Achillessehne
- Anspruchsvoller bezüglich Bekleidung
- Nicht geeignet für Übergewichtige
Auch der Lunge und dem kardiovaskulären System wird ganz schön was abverlangt, bevor sie sich an die Beanspruchung gewöhnen. Deshalb ist es besser, mit Gehen zu beginnen und zwischendurch allmählich immer längere Laufintervalle einzulegen.
Beim Laufen muss man auch mehr über die Kleidung nachdenken, ein Trikot ist im Nu durchgeschwitzt, und wenn man dann eine Geh-Phase einlegt, kann man sich schnell erkälten. Es ist auch schwer, schlechte Angewohnheiten wie das Abrollen über die Ferse und die Rückneigung usw. abzustellen. Darüber hinaus ist es auch schwierig, die Atmung mit der Arm- und Beinbewegung zu synchronisieren.
Wenn Sie es aber ernst mit dem Laufen meinen, dann tuen Sie gut daran, wenn Sie sich einer nahen Laufgruppe anschließen, die Ihnen hilft motiviert zu bleiben, oder nehmen Sie ein paar Anleitungsstunden bei einem erfahrenen Trainer, der Sie bei dem anstrengenden Beginn begleitet.
Fahrradfahren, das ist Klassik
*Muskuläre Dysbalance durch die sitzende Lebensweise
- Vorschieben des Kopfes
- Vorhängende Schultern/Verkürzung der Brustmuskeln
- Krümmung der Brustwirbelsäule
- Überbelastung der Lendenwirbelsäule
- Verkürzung der Flexoren des Hüftgelenks
- Erschlaffen der Bauchmuskeln
Das Fahrradfahren ist sehr beliebt, nicht nur bei uns. Übrigens erklärte bereits John F. Kennedy, dass nichts mit der einfachen Freude einer Fahrradfahrt vergleichbar ist. Die Zeiten haben sich jedoch geändert, und ein Fahrrad kann, wenn man intensiv darauf fährt, eine muskuläre Dysbalance, die durch die sitzende Lebensweise verursacht ist, noch vertiefen.
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- Unvergleichliches Wohlgefühl von Leichtigkeit und Freiheit
- Ausgezeichnetes Verkehrsmittel, das außerdem noch umweltschonend ist
- Ideal, um größerer Distanzen zurückzulegen
- In die Satteltaschen passt nicht nur ein ganzer Einkauf, sondern auch die Ausrüstung für eine mehrtägige Expedition
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Es arbeitet nur die untere Körperhälfte
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Die muskuläre Dysbalance, die durch die sitzende Lebensweise entstanden ist, wird vertieft
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Um Kondition aufzubauen, braucht man mehr Zeit als auf dem Tretroller und beim Laufen
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In den Wintermonaten kann man sich leicht erkälten
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Weniger stabil für ältere Menschen
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Ab und zu wird Ihr Po leiden, im Sommer droht Wundwerden
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Keine geeignete Aktivität bei Rückenschmerzen
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Ein Fahrrad verlangt regelmäßige Wartung und Einstellung
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Anspruchsvoll bezüglich Unterbringung
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Größere Anfangsinvestition
Beim Fahrradfahren ist vor allem die untere Körperhälfte aktiv, vom Bauchnabel an aufwärts bewegen Sie sich fast gar nicht. Deshalb sollten Sie das Fahrradfahren durch geeignete Kompensationsübungen ergänzen, die sich auf die obere Körperhälfte konzentrieren, aber auch mit Dehnübungen.
2,5 Stunden auf dem Rad = 1,5 Tretrollerfahren = 1 Stunde laufen
Um die Kondition zu halten, müssen Sie mehr Zeit im Sattel verbringen als beim oben genannten Laufen. Darüber hinaus werden, wenn Sie schwerere Übersetzungen fahren (was unter Radfahrern eine häufig vorkommende Unsitte ist), die Oberschenkel kräftiger, und das ist nicht eben ein wünschenswerter Effekt, weder für Mädchen, noch für diejenigen, die schlanker werden möchten.
Tretrollerfahren
Schon der Name deutet an, dass es sich um etwas zwischen Treten/Laufen und Rollen/Radfahren handelt. Von beiden hat sich diese immer beliebter werdende Aktivität das Beste genommen: vom Fahrrad die Leichtigkeit, Schnelligkeit und größere zurückgelegte Distanzen, vom Laufen die Intensität und Einbeziehung des gesamten Körpers – von den Fußballen über die Waden, Oberschenkel, den Pop, den Bauch, den Rücken bis hinauf zu Armen, Schultern und dem Kopf.
Bei der richtigen Technik beim Tretrollerfahren werden in die Bewegung einbezogen:
- Der Vorderfuß, den wir vitaler Körperteil nennen und der mit seinen unzähligen Knöchelchen an alle wichtigen Körperteile angebunden ist.
- Die unteren Gliedmaßen, die von der Wade bis hin zum Beckenboden gestärkt werden.
- Beim Treten dehnen Sie den Oberschenkelmuskel, die Lendenwirbelsäule und trainieren die Gesäßmuskeln.
- Beim Beinwechsel gerät der Körper in eine sog. instabile Position, bei der das tiefliegende Stabilisierungssystem aktiviert wird. Je mehr Sie das Knie des Abstoßbeins anheben, desto mehr aktivieren Sie ihr Stabilisierungssystem, das die Rücken-, Bauch-, Beckenbodenmuskeln und das Zwerchfell miteinander verbindet.
- Auch Arme, Schultern und der Trapezmuskel werden in die Fahrtbewegung mit einbezogen, und zwar wegen der Gewichtsübertragung von hinten nach vorn.
- Beim Vorneigen öffnet sich der Brustkorb und die Brustmuskeln werden gedehnt.
Auf dem Tretroller stoßen Sie sich auch nur mit der Hälfte Ihres Körpergewichts ab und schonen so Füße und Gelenke. Ein Tretroller ist daher auch für Leute mit Übergewicht und diejenigen geeignet, die Probleme mit den Knien, der Lendenwirbelsäule usw. haben.
Auch fürs Abnehmen ist der Tretroller ein guter Gefährte, denn auf ihm halten Sie am leichtesten die Pulsfrequenz auf einem Level, das ideal für die Fettverbrennung ist.
Um die Kondition zu halten, brauchen Sie weniger Zeit als auf dem Fahrrad: ca. 45–60 Minuten. Worauf Sie aber Acht geben müssen, das ist der regelmäßige Beinwechsel, am besten nach 5–6 Abstößen auf der Ebene und 2–3 bergauf.
Genauso wie beim Laufen lohnt es sich, ein paar der ersten Stunden mit einem Trainer zu absolvieren, der Sie in die richtige Technik des Tretrollerfahrens einweiht und Ihnen verschiedene Tricks beibringt wie zum Beispiel: Wie wird beim Bergabfahren das Hinterrad beschwert, damit es in der Kurve nicht wegrutscht. Oder er erklärt Ihnen, warum man nicht einhändig fahren sollte usw.
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- Dehnt und kräftigt alle Muskelgruppen
- Schont die Gelenke
- Geeignet bei Rückenschmerzen
- Eine beinahe ganzjährige Aktivität, beim Tretrollerfahren wärmen Sie sich mehr auf, aber schwitzen nicht so sehr wie beim Laufen
- Er eignet sich als Verkehrsmittel für mittellange Strecken
- Das Fahren wird von Kindern, Erwachsenen und Senioren beherrscht
- Gegenüber dem Fahrrad weniger anspruchsvoll hinsichtlich Wartung und Einstellung
- Geringere Anfangsinvestition als beim Fahrrad
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- Es ist schwierig, sich im Tretrollerangebot auszukennen
- Die Prinzipien des Tretrollerfahrens sind anders als beim Fahrrad, man muss am Anfang mehr aufpassen
- Der Beinwechsel ist am Anfang anspruchsvoll für die Koordination
- Gegenüber dem Fahrrad geringere Geschwindigkeit und zurückgelegte Distanz
Der Tretroller ist schon längst nicht mehr nur etwas für Kinder. Es gibt immer mehr Erwachsene, die in den Straßen und auf den Radwegen auf Tretrollern herumsausen. Zur Beliebtheit dieses Sportes hat vielleicht gerade die Tatsache beigetragen, dass die Menschen in ihrer Freizeit nicht auch noch sitzen wollen.
Jeder neigt zu etwas Anderem, einer bevorzug dynamischere Bewegung, ein anderer setzt eher auf langsamere, ausdauernde Aktivitäten. Der eine zählt Kilometer, misst seine Pulsfrequenz, der andere horcht lieber in seinen Körper hinein, in die Natur ringsum, und lernt gern neue Leute kennen. Wie ist das bei Ihnen?